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Ein offener Brief an alle Canyon Beschäftigten.

Ein offener Brief an alle Canyon Beschäftigten.

Wisst ihr noch? … Vor ungefähr einem Jahr haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie wir die Rahmenbedingungen in vielen Bereichen bei euch verbessern können. Ziemlich schnell waren wir uns darüber einig, dass dieses Mammutthema der Betriebsrat nicht alleine leisten kann, beziehungsweise gesetzlich überhaupt nicht mit der Arbeitgeberseite verhandeln darf.

Zusammen als große Gemeinschaft, mit einer Solidarität die ihres Gleichen sucht, haben wir von einem Tarifvertrag bei Canyon geträumt, der die Standards der Region wiederspiegelt und trotzdem zu Canyon passen kann. Wir haben über Entgelte diskutiert die einen Nebenjob überflüssig machen und nachvollziehbar sind, wir haben über das Wahlrecht einer Sonderzahlung oder freie Tage gesprochen, bis zu Arbeitszeiten die ein Privatleben nicht als Randerscheinung dastehen lassen. Arbeitszeiten, die noch genug Freiraum für das Radfahren oder die Familie geben.

Nun … dieser Traum ist jetzt 12 Monate später keine Utopie mehr, er kann tatsächlich wahr werden. Dazwischen lagen viele Einzelgespräche, Mitgliederversammlungen, Betriebsversammlungen, Aktionen, bundesweite Solidaritätsbekundungen, bis hin zu Verhandlungen.

Dieser bisherige Weg wäre ohne jeden Einzelnen von euch (euch IG Metall Mitgliedern bei Canyon) nicht möglich gewesen. Dafür sage ich jetzt schon mal ein riesengroßes Dankeschön, denn auch für mich ist es mittlerweile mehr als ein Weg zum Ziel … auch für mich ist es ein prägendes Erlebnis mit euch gemeinsam für eine gute Sache einzustehen, welche am Ende für alle Beteiligten nur Positives bringen kann (mit Sicherheit schreibe ich hier im Sinne aller IG Metall Beschäftigten aus Koblenz).

Und ja, Canyon ist euch/ uns die letzten 6 Monate schon entgegengekommen. Sei es durch das „Leveling“, oder die neue Ausgestaltung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes. Dies war der erste Schritt zu einer gerechteren Entlohnung. Um diese dauerhaft in tarifliche Standards zu überführen, weiterzuentwickeln und Arbeitszeiten zu bekommen, welche zum Leben passen, dafür brauchen wir einen Tarifvertrag bei Canyon.

Am letzten Verhandlungstermin haben wir der Arbeitgeberseite ein schlüssiges, faires (für alle Beteiligten) und ausgearbeitetes Angebot unterbreitet, welches sie entgegengenommen haben, um dies die nächsten Wochen bis zum 30. August kalkulieren und bewerten zu können.

Alleine die Zusicherung ihrerseits, dass wir für alle Canyonbeschäftigten einen Tarifvertrag vereinbaren wollen, fehlt bisher.

Wir sagen eindeutig, fordern können wir aktuell nur für Teilbereiche, in denen wir ein Mandat von euch besitzen … allerdings wünschen wir uns einen Abschluss für alle Canyon Beschäftigten. Alles andere wird später in der Praxis nur zu Unruhen führen.

Diese Entscheidung kann jedoch nur Canyon treffen, solange wir nicht in allen Bereichen ein Mandat für die Forderung besitzen.

Um nur ein Beispiel zu nennen. Stellt euch vor, eure Kolleginnen und Kollegen in der Factory (eine Teilforderung), im Bistro arbeiten später unter den Rahmenbedingungen eines Tarifvertrages und dieselbe Arbeit im Home wird anders bewertet, da wir dort noch keine Forderung aufstellen konnten. …. Für mich ist dies unvorstellbar.

Da wir heute noch nicht wissen, zu welchem Weg sich Canyon entscheidet, können wir auch noch nicht versprechen, wie das Ergebnis später aussehen wird.

Nun gehen wir aber erstmal davon aus, dass sich Canyon ihrer Verantwortung bewusst ist, auf unseren Vorschlag am 30. August einzugehen, beziehungsweise uns einen Alternativvorschlag unterbreiten wird, welcher annehmbar ist. Alles andere würde im Gegensatz dazu stehen, wie wir die letzten Monate respektvoll auf Augenhöhe miteinander umgegangen sind.

Was wir versprechen können, in dem Moment wo ein weiterer Teilbereich zumindest im Verhandlungszeitraum, uns ein Verhandlungsmandat erteilt (dazu sind 50% IG Metall Mitglieder aus dem Bereich notwendig), werden wir die Canyonseite darüber informieren, dass eine Forderungserweiterung auf dem Tisch liegt. Und einen Tarifabschluss kann es nur mit allen geforderten Bereichen geben.

Deshalb überlege es dir bitte, falls du noch kein IG Metall Mitglied bist, ob du nicht doch Teil unseres Weges werden möchtest. Es gibt Bereiche, dort fehlt nicht mehr viel zu den 50% 😉

Falls du jedoch der Meinung bist, dass mit deinen jetzigen Arbeitsbedingungen alles in Ordnung ist (auch wenn du dir nicht sicher sein kannst, wie lange die Haltbarkeit einer Betriebsvereinbarung sein wird), es dich nicht stört, wenn später Kolleginnen und Kollegen mit einem Tarifvertrag bessere Arbeitszeiten, nachvollziehbarere Entgelte und Sonderzahlungen bekommen, oder sogar Sonderzahlungen in freie Tage umtauschen können, dann ist alles gut … dann lehn dich zurück, schau zu und freue dich für diejenigen mit, die etwas mit dauerhafter Sicherheit erreichen werden … einen Tarifvertrag.

Und zum Schluss könnt ihr auf das Video klicken, einige Statements eurer Kolleginnen und Kollegen anschauen und euch die letzten Monate ausschnittsweise nochmal vor Augen führen.

Wie es dann weitergeht?

Nach dem 30. August werden wir eine Mitgliederversammlung ausrichten (Einladung folgt), auf der wir entweder ein vorläufiges Ergebnis beschließen können, über den eventuellen Alternativvorschlag der Arbeitgeberseite von Canyon beraten, oder uns über weitere Schritte abstimmen müssen.

In diesem Sinne, bis dann Markus Friedel von der IG Metall Koblenz

 

2 Kommentare
  1. „ Alles andere wird später in der Praxis nur zu Unruhen führen“

    Leute, ernsthaft?

    „auch wenn du dir nicht sicher sein kannst, wie lange die Haltbarkeit einer Betriebsvereinbarung sein wird“

    vulg. für: Der BR von Canyon schafft es nicht, nachhaltig zu arbeiten?

    Leute, echt jetzt?

    • Guten Morgen Bernd,
      Stichwort Unruhe: stelle dir nur mal kurz vor (um bei dem Beispiel zu bleiben) ein Bistromitarbeiter*in in der Factory kann jährlich im Juli, in Zukunft darüber entscheiden, ob sie/er die Sonderzahlung von 27,5% (T ZUG A) in Anspruch nimmt, oder ob sie die 27,5% in 8 freie Tage eintauscht. Dieses Wahlrecht ( mindestens unter den Kriterien: Schicht/ Kinder/ Pflege) hat sie/er mit dem geforderten Tarifvertrag als IG Metall Mitglied. … Und jetzt nur die Vorstellung, diese Regelung würde für die Bistromitarbeiter im Home nicht gelten. Meine Phantasie reicht hier nicht aus um zu glauben, dass dies keine Unruhe herbeiführen würde. Menschen (und vor allem aus dem gleichen Bereich) reden miteinander und vergleichen. Ja, das ist meine Meinung: Ein Unternehmen, gleiche Rahmenbedingungen für alle.

      Stichwort Haltbarkeit: In Betriebsvereinbarungen werden zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat Regelungen vereinbart. Nun gibt es zwei unterschiedliche Betriebsvereinbarungen, was die „Haltbarkeit“ oder besser ausgedrückt die Nachhaltigkeit betrifft. Dieser Unterschied ist normalerweise im letzten Absatz der Betriebsvereinbarung geregelt. „Die Kündigungsfrist“. Es gibt Betriebsvereinbarungen, welche eine Nachwirkung erzielen. Das bedeutet, die aktuelle Betriebsvereinbarung besitzt solange ihre Gültigkeit, auch wenn eine der beiden Betriebsparteien diese gekündigt hat, bis beide Betriebsparteien eine neue Regelung hierzu gefunden haben.
      Und dann gibt es Betriebsvereinbarungen, welche keine Nachwirkung im Falle der Kündigung erzielen, sondern lediglich eine Kündigungsfrist (in der Regel wenige Monate) beinhalten. Das bedeutet, wenn eine Betriebspartei so eine Betriebsvereinbarung nicht mehr möchte, wird sie einseitig gekündigt und hat nach der Kündigungsfrist keine Gültigkeit mehr.

      Zum Betriebsrat. Ihr habt einen sehr guten Betriebsrat, welcher sich täglich für euch einsetzt. Allerdings hat hier seine Mitbestimmung nach dem Gesetz seine Grenzen. Ich bin mir sicher, dass der Betriebsrat sich für alle Betriebsvereinbarungen eine Nachwirkungen wünscht (dort wo es sinnvoll ist), aber nicht überall ist die gesetzliche Mitbestimmung so groß, dass sie es auch fordern und durchsetzen können. Und genau hierfür gibt es Tarifverträge, welche eine dauerhafte Sicherheit verbindlich vereinbaren können.

      Wenn du dich jetzt fragst, welche Betriebsvereinbarungen bei euch eine Nachwirkung besitzen und welche nicht … schau einfachmal nach. Als Beschäftigte solltet ihr auf alle internen Zugriff haben 😉

      Viele Grüße Markus

      P.S. mein Angebot gilt weiterhin. Wir können gerne jederzeit einen Kaffee trinken gehen und uns weiter austauschen (außer in meinem Urlaub, da bin ich biken 🙂 )

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